Meereswissenschaftliche Forschungsanlage IFM - GEOMAR

"Black Boxes" für den Blick in die Zukunft

Am Aquarium entsteht eine neue benthische Mesokosmen-Anlage

Kiel. Drei große Schwimmpontons, darauf sechs schwarze PEHD Kunststoffbehälter für Meerwasser und Sediment aus dem Hause der Firma Heers & Brockstedt Umwelttechnik GmbH: Die neuen Mesokosmen an der Pier des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) fallen Spaziergängern sofort ins Auge. Mithilfe der Anlage untersuchen die Benthosökologen um Prof. Dr. Martin Wahl, wie das Ökosystem Ostsee auf den Klimawandel reagiert. „Wir können die Temperatur, den Salzgehalt, den pH-Wert, die Zusammensetzung der Nährstoffe, Strömungsverhältnisse, Qualität und Quantität des Lichtes und andere Parameter in den Mesokosmen beeinflussen. So simulieren wir Unterwasser-Klimata, die wir für die kommenden Jahrzehnte erwarten“, erklärt Prof. Wahl. Verschiedene Langzeitversuche zeigen nicht nur, wie einzelne Lebewesen – etwa Algen, Krebstiere, Muscheln, Schnecken oder Würmer – auf den Wandel reagieren, sondern auch, wie sich die gesamte Lebensgemeinschaft verändert. „Einige Organismen werden sich besser anpassen können als andere. So ändern sich zunächst die Wechselwirkungen zwischen Organismen und schließlich auch die Zusammensetzung der am Meeresboden lebenden Gemeinschaften.“

In den nächsten Wochen installieren die Wissenschaftler auf den Pontons die nötige Technik. Die Stromversorgung wollen sie über eine kleine Windkraftanlage und Solarzellen sicherstellen. „Bis zum Frühjahr 2011 steht die Infrastruktur, bis Sommer 2011 haben wir hoffentlich alle Kinderkrankheiten kuriert“, so Wahl. „Dann können wir unsere Pilotversuche starten und ab 2012 die ersten koordinierten Studien durchführen.“ Informationstafeln, Webcams und gelegentliche Führungen halten Interessierte über die Experimente auf dem Laufenden. Die Mesokosmen bleiben mindestens fünf Jahre an der Pier vor dem Aquarium.

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