Klärschlammvererdungsanlage Boostedt

Allgemeines

Die Kläranlage Boostedt wurde 1956 in Betrieb genommen und in den Folgejahren fortlaufend nachgerüstet und modernisiert und somit dem Stand der Technik angepasst.
 
In der kommunalen Kläranlage werden überwiegend häusliche Abwässer behandelt. Die Kläranlage ist ausgelegt für 7.000 Einwohnergleichwerte einschließlich der Bundeswehrkaserne.
 
Vorherige Klärschlammbehandlung
 
In einem Jahr fallen etwa 5.000 m³ Klärschlammvolumen aus dem Abwasserreinigungsprozess an, welches es weiter zu behandeln, in erster Linie zu stabilisieren und zu entwässern gilt, um den Schlamm anschließend einer landwirtschaftlichen Verwertung zuführen zu können. Derzeit erfolgt der Eindickungsprozess mittels einer mechanisch wirkenden Dekanteranlage unter Beimischung von Chemikalien wie Flockungshilfsmitteln. Durch dieses Verfahren werden Trockensubstanzgehalte von etwa 5 % erreicht.  
 
Aufgrund der Tatsache, dass die auf der Kläranlage vorhan­dene Anlagentechnik zur Schlammeindickung erneuert wer­den muss, entschied sich die Gemeinde Boostedt für die Rea­lisierung eines naturnahen, ökologischen ohne hohen Ener­gieeinsatz funktionierenden Klärschlammbehandlungs- verfah­rens in Form eine Klärschlammvererdungsanlage.

Funktionsweise der Klärschlammvererdung

Bei diesem Verfahren erfolgt die Klärschlammeindickung in gedichteten Schilfbeeten. Hierbei wird die bodenbildende Tätigkeit der Schilfpflanzen genutzt. Durch den relativ großen Wasserbedarf der Pflanzen werden die flüssigen Schlämme in feste umgewandelt, durchwurzelt und unter Humusbildung in fruchtbare in der Landwirtschaft einsetzbare Böden umgewandelt. Während dieses so genannten Vererdungsprozesses ist eine Volumenreduzierung des Schlammes von etwa 95 % und ein Trockensubstanzgehalt von rund 45 % möglich.

Ausführende Unternehmen und Projektablauf

Nach einem Bieterwettbewerb erhielt die Bietergemeinschaft, bestehend aus der Heers & Brockstedt Umwelttechnik GmbH und dem Ingenieurbüro Birkhahn + Nolte den Auftrag zur Errichtung der Klärschlamm-vererdungsanlage Boostedt. Grundlage hierfür war das fachtechnisch und wirtschaftliche Konzept sowie der Vorteil , dass  für die Planung und Bauleistung sowie die Betreuung und Beratung in den Folgejahren ein Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Der erste Spatenstich erfolgte am 14 August 2008. Innerhalb von nur 11 Wochen wurde die komplette Anlage fertig gestellt. Am 11.11.2008 erfolgte ein erster Probebetrieb der gesamten Anlage. Hierbei wurden alle drei Schilfbeete mit einer ersten Charge Klärschlamm befüllt und sämtliche Anlagenkomponenten getestet. Der Probelauf verlief zur vollsten Zufriedenheit des Bauherrn, der Baufirma und des Planers. Eine mängelfrei errichtete Anlage wurde sowohl durch den Fachdienst Wasser – Boden- und Abfall des Kreises Bad Segeberg als auch durch einen unabhängigen Fremdüberwacher bestätigt.

Die endgültige Inbetriebnahme der Klärschlammvererdungsanlage erfolgte im Mai 2009, da die im Herbst neu gesetzten Schilfpflanzen über Winter ihr Wachstum einstellen.

Anlagenbeschreibung

Die Klärschlammvererdungsanlage besteht im wesentlichen aus drei rechteckigen und gedichteten Erdpoldern mit jeweils einer Sohlfläche von 60 x 20 m. Umlaufend und zwischen den Becken wurden 2 m hohe Erddämme errichtet. Hierdurch entsteht ein Gesamtspeichervolumen aller drei Schilfbeete von rund 7.500 m³. In den drei Beeten wurden insgesamt etwa 18.000 Schilfpflanzen vom Typ Phragmites australis gesetzt.  

Die Befüllung der Beete mit flüssigem Klärschlamm erfolgt über eine Exzenterschneckenpumpe mit entsprechenden Rohrleitungen. Jedes Beet kann gleichmäßig über 4 Befüllleitungen angefahren werden, so dass eine gleichmäßige Schlammverteilung sichergestellt ist. Über Motorschieber kann jedes Beet einzeln angesteuert werden.

Die Beckensohle erhält oberhalb der Dichtung einen filterstabilen abgestuften Dränaufbau. In der oberen Bodenschicht werden flächendeckend Schilfpflanzen gepflanzt. Diese sorgen im wesentlichen für die Entwässerung des Schlammes. Das bei diesem Prozess anfallende Sickerwasser wird über Dränagen und einem Pumpwerk dem Kläranlagenprozess zur Reinigung wieder zugeführt. Sämtliche Mengenströme werden elektronisch aufgezeichnet und dokumentiert.

Die drei Beete werden abwechselnd mit Schlamm befüllt. Nach etwa 8 bis 10 Betriebsjahren wird das erste Beet für etwa ein Jahr außer Betrieb genommen und geräumt. Während dieser Zeit erfolgt die jährliche Beschickung auf die beiden anderen Beete. Die Entleerung der Beete erfolgt über Rampen, die in die   Beete hineinführen und die mit Räumgutfahrzeugen befahren werden können. Der Vorteil dieser durch die Bietergemeinschaft erarbeiteten Konzeption liegt darin, dass bei den anstehenden Beeträumungen die Dämme nicht in den Einfahrbereichen aufgenommen und anschließend wieder hergestellt werden müssen. Dies würde zu nicht unwesentlichen Nachfolgekosten führen.

 

Qualitätsmerkmale dieser Anlage und Abgrenzung zu anderen Bestehenden

Die überdurchschnittlichen Qualitätsmerkmale der Anlage sind, dass die Dichtung der Becken zum Schutz des Grundwassers aus einer 3 mm dicken Kunststoffdichtungsbahn mit einer Zulassung des Deutschen Institutes für Bautechnik hergestellt wurde. Üblich ist in der Regel die Verwendung einer 2 mm starken Dichtungsbahn. Weiterhin wurden alle Rohrleitungen und Schachtbauwerke aus PE-HD hergestellt. Sämtliche Verbindungen wurden flüssigkeitsdicht verschweißt.  Eine hohe Langlebigkeit der technischen Anlagen ist garantiert.  Die Bietergemeinschaft übernimmt eine Funktionsgewähr für die Nutzbarkeit der Anlage von 25 Jahren.

Aussicht

Dieses Projekt stellt eine zukunftsweisende, hochqualitative und chemikalienfreie Musteranlage zur Klärschlammbehandlung mit niedrigstem Energieverbrauch in Schleswig - Holstein dar. Der Bau der Klärschlammvererdungsanlage trägt wesentlich zur Gebührensicherheit für die Boostedter Bürger bei. Auf Grund der erheblichen Volumenreduzierung des Schlammes sinken die Entsorgungsmengen und damit letztendlich auch die Entsorgungskosten. Desweiteren verursacht die neue Anlage kaum Stromkosten, da die Behandlung und Eindickung des Schlammes auf natürlichem Wege durch die Schilfpflanzen erfolgt. Dadurch ist nicht auszuschließen, dass die Abwassergebühren in Zukunft sogar gesenkt werden können.

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